Ich war jung. Sehr jung. Ich war noch in der Schule. Anfang der 10. Klasse. Die Sekretärin der Schule hatte die Altersgrenze erreicht und ging in Rente.
Und dann kam sie. 18 Jahre, bildschön und und zu allem Ãœberfluss die „Neue“ (Sekretärin).
Ich glaube, es gab kaum einen Jungen oberhalb der 8. Klasse, der abends nicht an sie dachte…
Ich nenne sie mal Sabine. Sabine war schnell das einzige Pausenthema bei den männlichen Zeitgenossen. Und auch bei den Damen gab es zumeist abfällige, aber regelmäßige Bemerkungen. Mit meinem Kumpel Zwille bekam ich schnell heraus, wo sich diese Traumfrau am Wochenende aufhielt. Im Lindenpark war sie häufig anzutreffen. Wir plötzlich auch. Mehr als ein zögerliches „Hallo“ und ein ausgegebener Drink war allerdings nicht drin.
Bis zu diesem saukalten Februar-Wochenende. Disko im „Druschba“, das jetzt Blauhaus heisst und nur ein Schatten seiner selbst ist. Als regelmäßiger Besucher war ich schon etwas erstaunt, „sie“ dort zu erblicken. Ich schreibe es mal umfänglichem Alkoholkonsum zu, dass ich es wagte, ihr eine Flasche leckersten Wein zu spendieren. Es sollte sich lohnen…
Nach ausgiebigen Tanzeinlagen (ich war nie und bin bis heute nicht unbedingt ein Tanzbär…) fanden wir uns plötzlich an der Strassenbahnhaltestelle wieder. Ich versuchte, sie zu küssen und sie wehrte sich nicht. Ich war überwältigt. Als dann nach und nach die Freunde ebenfalls an der Haltestelle eintrafen und extrem neidisch dieses Bild sahen, brachen alle Dämme. Sie hatte eine Wohnung und fragte, ob ich nicht noch mit zu ihr kommen wollte. Beckerfaust.
Ja, wir hatten Sex in dieser Nacht. Und ja, ich war völlig verknallt. Noch. Denn es dauerte nicht lange bis ich mir eingestehen musste, dass das jetzt wohl Liebe sei. Die erste Liebe. Die ja bekanntlich ein ganzes Leben prägen kann.
In der Schule war das Thema natürlich schneller rum, als die neue „Melodie & Rhythmus„. Und auch dem Lehrerkollegium war nix mehr vorzumachen, nachdem mich mein Klassenlehrer mit Sabine Hand in Hand auf der Straße traf. Da Sabine ein Faible fürs Zu-Spät-Kommen hatte, waren plötzlich die statt findenden Fahnenappelle auf dem Schulhof auch eine hervorragende Gelegenheit für die Klassenkameraden, Bemerkungen unterhalb der Gürtellinie zu platzieren. Rote Birne bei ihr inclusive.
8 Monate ging das so. Ich war blind vor Liebe, ihr ging es offensichtlich nicht ganz so. Was auch gut war. Das Kind wäre bereits 20 Jahre. Was wiederum vielleicht ganz cool wär.
Es kam was kommen musste. Ein Brief. Sie war offensichtlich nicht in der Lage, mir persönlich ihre Gefühlslage zu erläutern, was mir nebenbei gesagt auch sehr schwer gefallen wäre. Es traf mich ziemlich hart, aber es verging. Vergessen habe ich sie allerdings nie. Den Brief, den sie irgendwann in Fetzen riss, habe ich mit Tesa zusammen geklebt und habe ihn immernoch. Und so schlimm, wie diese 8 Monate für mich zu Ende gegangen sind, genauso schön und wichtig waren sie für mich. Denn ohne die Erkenntnisse aus dieser Zeit hätte ich es wohl nicht fertig gebracht, meine jetzige Freundin schon 18 Jahre zu lieben.
[tags]first love, erste liebe, sekretärin[/tags]
9. Oktober 2006 um 10:34 Uhr
Noch mehr 80er Songtitel, was ist los? Der Sonntag hat wohl einen kleinen nostalgisch geprägten Einschlag. Muss ja nicht schlecht sein und bis auf die Überschrift eine wirklich schöne Geschichte, erzähl mehr aus deiner Jugend ;-)
Darf ich hier überhaupt kritisieren?-Meine Abneigung kann aber auch daran liegen, das ich das Lied noch nie mochte)
9. Oktober 2006 um 13:32 Uhr
du darfst natürlich kritisieren. keine ahnung, ob der sonntag da einen nostalgischen einfluss hatte. die geschichte wollte ich eh schon lange mal aufschreiben und hab auch schon ein paar mal angefangen. gestern hat’s geklappt…
9. Oktober 2006 um 15:56 Uhr
Der Lindenpark… Das waren Zeiten. Dann hast Du nicht viele Versuche gebraucht, die Frau Deines Lebens zu finden.